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Alt werden ist nichts für Feiglinge...
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Wer älter als 70 ist, ahnt es... Wer älter als 80 wird, weiß es: Alt werden ist nichts für Feiglinge. Diesen Spruch, erzählte mir meine Mutter, habe sie mal bei unserer einstigen Nachbarin aufgeschnappt, bei Frau Mitte. An Marie und deren Mann Alfred Mitte, die in der Augsburger Straße 68 unsere Nachbarn im Erdgeschoss waren, erinnere ich mich noch gut. Wenn der alte Alfred zu später Stunde aus der Kneipe heimkehrte, hatte er gewisse Schwierigkeiten, den Schlüssel ins Schloss der Haustür einzufädeln. Muttis Zimmer war direkt neben der Haustür, also hörte sie ihn bisweilen lallen: "Schlllüsselll! Geh' rein!"
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Elke und Bend, Muttis Oma (1943)
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Jener Schlllüsselll-Satz hat seit damals den Status eines gefügelten Wortes. Bisweilen fiel er mir in ähnlichen Situationen ein. Meine Mutter zitiert die geflügelten Worte und Kinderreime noch heute gern. Mit einer gesunden Portion Humor lässt sich manche Tücke des Alters ertragen. Doch ein langes Leben kennt auch viel Kummer und Leid, es kennt die Tragödien der Geschichte... Und besonders diese müssen erzählt und bewahrt bleiben.
Meine Mutter, Elke (Ilse, Marie) Wandrowsky, wurde am 3.12. 1938 in Dresden geboren.
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Die Eltern meiner Mutter waren Hertha Brunk (*10.04.1903 in Obornik, Posen, †3.9.1985 in Dresden) und Herbert Wandrowsky (*4.2.1895 in Kiel, †23.7.1966 in Dresden).
Nach dem frühen Tod seiner ersten Frau heiratete mein Opa am 19.3. 1938 meine Oma in der Trinitatis-Kirche, die seit den Bombardements vom 13. Februar '45 eine Ruine ist. Auch das Wohnhaus meiner Großeltern brannte aus - sie kamen nach dem Krieg bei Freunden unter.
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Geschwister Brunk: vorn meine Oma, Hertha, dahinter Bruder Herbert, Schwester Helene und Elisabeth - ca 1908
Meine Großmutter Hertha (auf dem Schlitten ganz vorn) und ihre Geschwister Herbert, Helene und Elisabeth Brunk stammen aus Obornik, Posen. Beim Foto aus ihrer Kindheit (ca. 1908) verblüfft mich die Ähnlichkeit mit meiner Mutter, als sie im gleichen Alter war. Beim großen Bruder meiner Oma (im Schlitten hinter ihr) hatten sich Ende der 1960er meine autodidaktischen Übungen auf einer beim Stöbern in Tante Gretels Rumpelkammer* gefunden Mundharmonika herumgesprochen. So erhielt ich gegen 1970 beim einzigen Dresden-Besuch von Onkel Herbert aus Berlin (West) eine große Hohner-Chromatica geschenkt. Ich spielte sehr viel und beherrschte bald auch den Einsatz der Halbtöne. Doch dadurch waren die Stimmzungen bald verschlissen. Und der Onkel aus dem Westen ist 1972 verstorben.
Bis zur Zerstörung des Kindergartens in den Bombennächten 1945 arbeitete meine Oma als Kindergärtnerin in einem Kindergarten, der später an gleicher Stelle neu gebaut wurde - und zwar genau gegenüber der Wohnung, wo meine Mutter und ich ab 1968 wohnten. Später war meine Oma in der traditionsreichen Dresdner Gehörlosenschule* tätig.

Meine Oma mit gehörlosen Kindern in der wieder eröffneten Gehörlosenschule Dresden*
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Infolge der Kriegszerstörungen wurden ab 1947 Räume der Kreuzschule* in der Eisenacher Straße genutzt, wo meine Großeltern seit Kriegsende 1945 wohnten. Die Gehörlosenschule wurde später wieder im Stadtteil Wilder Mann eröffnet. Meine Oma nahm mich öfters mit. Ich erinnere mich gut, wie mich die Gebärden-Sprache faszinierte. Aus dieser Zeit stammt das Foto links - das Winken mit Picassos Friedenstaube war damals obligatorisch.
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Mein Großvater studierte ab 1913 an der Königlichen Kunstgewerbeschule in Dresden. Das Studentenleben war damals so ausgelassen, wie es immer sein könnte, wenn nicht gerade ein Weltkrieg dazwischen kommt.
Im Foto rechts posiert er (Bildmitte, sitzend) mit Mathilde Schache von Strauwitz, von ihren Kommilitonen Matschy genannt. Die von ihr illustrierten Kinderbücher werden in Antiquariaten heute (zu etwas überzogenen Preisen) feilgeboten. Mein Opa heiratete später eine der jungen Damen links von sich. Nicht alle der abgebildeten Herren haben das Ende des 1. Weltkrieges erlebt...
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Bauernball an der "Königl. Kunstgewerbeschule" 1914. Fotografie war damals ein Metier, für das ein Profi einiges an technischen und gestalterischen Vorbereitungen zu treffen hatte. Daher wirken die Partyfotos aus dieser Zeit nicht nur gestellt, sondern sie waren es wohl immer.
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Am Bauernkalender für 1914, einem Gemeinschaftswerk der Graphischen Abteilung der Königlichen Kunstgewerbeschule, waren Studenten des Wintersemesters 1913/1914 beteiligt. Dazu zählten Otto Erhard Grimmer, Kurt Friedrich Gustav Fischer, Otto Dix, Johannes "Hans" Georg Lillig, Georg Aloysius Kirsten, Franz Curt Kölling, Otto Kurt Hösel - und mein Großvater, Herbert Wandrowsky.
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Als die Studenten der Kunstgewerbeschule Ende 1913 an ihrem künstlerischen Gemeinschaftsprojekt arbeiteten, ahnten sie nicht, dass ein Attentat und ein darauf folgender lokaler Krieg in Serbien im Sommer des Jahres 1914 binnen weniger Tage den österreichisch-ungarisch-deutschen "Bündnisfall" auslöst und infolge weiterer Bündnisse zum 1. Weltkrieg eskaliert. Wie die anderen der im obigen Partyfoto abgebildeten Männer wurde mein Großvater im 1. Weltkrieg in die kaiserliche Armee eingezogen. Daher findet sich neben anderen Uniform-Fotos von 1916 auch eines, das ihn mit der legendären Pickelhaube* zeigt.
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Nach dem 1. Weltkrieg und während der als Goldene 20er in die Geschichte eingegangenen Jahre hatte sich erneut der "Zeitgeist" gewandelt - nicht zum Besseren. Weil meine Mutter auf der Fiedlertraße am Triniatisfriedhof mit jüdischen Kindern spielte, wurde ihre Eltern denunziert, mein Opa hatte den sogenannten Ariernachweis* zu erbringen. Der Maler Otto Dix*, mit dem mein Opa seit seinem Studium befreundet war, wurde diffamiert und 1933 aus seiner Professur an der 1921 in Akademie für Kunstgewerbe umbenannten Königlichen Kunstgewerbeschule entlassen und auf diese Weise in die Emigration getrieben, so dass man sich erst nach dem Krieg wiedersah.
Geschwister Ursula und Alexander, meine Mutter (1942)
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Mein Großvater hatte bereits in erster Ehe (mit Käthe Herrmann, *15.10.1890 - †7.11.1936) zwei Kinder: Ursula und Alexander. Während ich Tante Ursel noch einige Male begegnet bin, hat Alexander (der im Foto links meine Mutter auf dem Arm trägt) im Sommer 1943 "sein Leben für Grossdeutschland hingegeben", wie es in der Todesnachricht des Kompanieführers hieß.
Das Foto wurde offensichtlich auf dem heute als Elbe-Radweg bekannten Fußweg zwischen den Stadtteilen Blasewitz und Johannstadt aufgenommen. Im Hintergrund, am Elbhang, sind hinter Bäumen die beiden Türme von Schloss Albrechtsberg zu erkennen, das zu DDR-Zeiten zum "Pionierpalast Walter Ulbricht" umfunktioniert wurde. Und genau dort wurde ich 1968 selbst Zeuge einer brisanten historischen Krise, deren Tragweite ich als Kind von neun Jahren nicht kannte.
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Mein Opa hatte sich als Inhaber seiner eigenen "Reklame-Gesellschaft" selbständig gemacht und konnte seine Familie auf diese Weise durch die folgenden Jahre bringen. Seine Wohnung befand sich direkt neben der Trinitatis-Kirche und dem Trinitatis-Friedhof, zu dem auch ein jüdischer Friedhof gehört. Als kleines Mädchen von 5 Jahren spielte meiner Mutter auf der Straße mit den jüdischen Kindern der Nachbarschaft - was zu einer Anzeige durch andere Nachbarn führte. Mein Opa musste in der Folge den sog. Arier-Nachweis erbringen, den auch sämtliche Angehörigen bis in die xte Generation zu erbringen hatten...

Außer einem Füllhalter war von dieser Firma nach der Nacht des 13. Februar '45 nichts mehr übrig...
Als zweites, später vielleicht eher als erstes Standbein, arbeitete mein Opa für den legendären Zirkus Sarassani als Bühnenbildner. Dafür gab es neben Honorar auch Freikarten zu den Aufführungen - für ein 5-jähriges Mädchen, das meine Mutter damals war, wurden die Sarassani-Besuche unvergessliche Erlebnisse. Wie weiteren Dokumenten zu entnehmen ist, trafen sich einige der einstigen Studenten, sofern sie die beiden Weltkriege überlebt hatten, immer wieder. Nach dem Mauerbau (13.8.1961) waren diese Begegnungen bekanntlich nur "begrenzt" möglich.
1943 kommt Brüderchen Bend zur Welt. Vor Hungersnot, Luftalarm und bangen Nächten in klammen Kellern fürchtet sich in Dresden damals noch kaum jemand. Der Krieg schien noch weit weg zu sein. An den Fronten tief im sowjetischen Russland deutete sich die Wende jedoch schon an.
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v.l.n.r.: meine Oma, Brüderchen Bend, Opa, Elke (1943)
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Alexander, Sohn meines Großvaters aus erster Ehe war 1943 eingeschriebener Medizinstudent, als er rekrutiert und nach kurzer Ausbildung an die Front "bei Ponyri, südlich Orel (Russland)" geschickt wurde. Bereits am ersten Tag seines Fronteinsatzes, am 7. Juli 1943, hat der 19-jährige "sein Leben für Großdeutschland hingegeben", wie es in der Todesnachricht seines Kompanieführers hieß. Auf den Brief klebte mein Opa einige Wochen danach auch die Todesanzeige des Kompanieführers (Heinz Finke), der nur 20 Tage später an der selben Front sein Leben "im blühenden Alter von 24 Jahren" lassen musste.
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Rote Textabschnitte sind Links zu internen Seiten.
Die Bombennacht des 13. Februar 1945
Am 13. Februar '45 wird auch Dresden von den grausamen Wahrheiten des Krieges eingeholt. Als Kind von sechs Jahren erlebte meine Mutter in Dresden den alliierten Bombenangriff, bei dem zig Tausend Menschen ums Leben kamen und die historische Altstadt in Schutt und Asche fiel - so auch die Trinitatis-Kirche gleich um die Ecke ihres ebenso niedergebrannten Wohnhauses in der Blasewitzer Str. 11., aber auch der Zirkus Sarassani, von dessen Aufführungen meine Mutter seit ihrer Kindheit schwärmte. Von der Abschrift eines im März 1945 handgeschriebenen Briefes meines Großvaters an seine Tochter aus erster Ehe angeregt, verfasste meine Mutter im September 1988 ihre eigenen Erinnerungen an die tragischen Ereignisse und die Tage danach. Nach der erneuten Lektüre dieser Zeitzeugenberichte frage ich mich, warum führende deutsche Politiker 80 Jahre nach dieser Katastrophe nichts Besseres anzubieten haben, als Deutschland "kriegstüchtig" machen zu wollen.
Originaler Schreibmaschinentext





Es klang des Hauses magischer Name
Für SARRASANI trieb Vater Reclame
Im Zirkus war die Welt ein Spiel
Dort staunt' und applaudiert' man viel
Ach! Wie war mir da zumute!
Hoch zu Roß ritt Stosches Trude
Tanzte auf der Stuten Rücken
's Publikum war voll Entzücken
Geschickt, beherzt und akkurat
Trat auf Jongleur und Akrobat
Indianerschau, exotisch Getier
Das brachte Groß und Klein bon Plaisir
Der lange Emil, der kurze Max
Die machten zwischendurch ihrn Fax'
Makabrer Scherz und Feingefühl
Die Krönung blieb das Wasserspiel
Und in der Pause - ha! Wir rannten
Mit Mutter, Onkels, deren Tanten
Hinaus zum Stall der Elefanten
Die Rüsseltier aus Kaschmir stammten
Doch drang das Klingeln uns zu 0hrn
So flitzten wir zur Loge vorn
Für uns war stets der Eintritt frei
Ach! SARRASANI ist vorbei... |
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Der besseren Lesbarkeit wegen von Tippfehlern, Korrekturen und Ergänzungen befreit
13.2. 1945
Am Nachmittag war ich bei einer Klassenkameradin spielen auf der Blumenstr. Meine Mutter war an diesen Tag in Spechtritz gewesen, wohin mein Großonkel Bruno aus Kacsanowo (Entenau bei Wreschen / Posen) geflüchtet war. Meine Mutter brachte eine Dame aus diesem Treck zur Weiterfahrt auf den Hauptbahnhof. Gegen 21 Uhr war sie (wieder) zuhause. Sie telefonierte mit einer Freundin, als im Radio starke Bomberverbände in Richtung Dresden gemeldet wurden.
21.45 Uhr schrillte die Sirene und ich fuhr aus dem Schlaf und zog mir den Trainingsanzug und Hausschuhe an. Da es bei uns schon mehrere Angriffe ohne ernstlichen Schaden gegeben hatte, hatte meine Mutter keine Eile, sie glaubte zunächst nicht an einen Ernstfall. Sie zog nun meinen kleinen Bruder Bend an (geb. 16.2.1943). Ich hatte den Auftrag, die Papiere, die in einer Aktentasche im Geldschrank waren, und die Schmucksachen mit in den Keller zu nehmen. Die Schmucksachen und meinen Ranzen vergaß ich in der Aufregung. Meine Mutter nahm Bend auf den Arm und ich ging nun mit ihr in den Keller. Damals lebten bei uns (auch) meine Großmutter, Marie Brunk, und ihre Schwester, Clara Kühler. Sie hatten nur ihre Handtaschen bei sich.
Wir wohnten auf der Blasewitzer Str.11. Dieses Haus hatte ein Glasdach. Durch diese Scheiben sah man schon die die grünen Leuchtzeichen, die sog. Christbäume. Der Hausflur war taghell erleuchtet. Die Hauswirtin schrie herum, das Hauslicht solle gelöscht werden. Ich ging an ihr vorbei und sagte, es seien Christbäume. Sie glaubte mir nicht, einem 6-jährigen Kind. Ich hatte diese Markierungszeichen aber schon gesehen, bei einen Nachtangriff auf die Hafenstadt Emden, den ich bei Tante Paula in Oldendorp von Fenster aus beobachtete.
Der Luftschutzkeller befand sich an der Nordseite des Hauses zum Hof. Wir waren kaum unten, als die ersten Bomben krachten. Jemand jammerte laut. Wir schmiegten uns ängstlich an Mutter und Oma. Zunächst fiel keine Bombe in unser Haus. Durch den Druck zerbarsten (aber) alle Fensterscheiben und fielen nach innen. Im Hof brannte bald ein Schuppen mit Pappen, der später auch die Erdgeschoßwohnung links in Brand setzte, da die Fensterscheiben kaputt waren und der Funkenflug die Gardinen anzündete. Starker Rauch drang in den Keller. Wir verließen den Keller.
Im Hausflur kehrte jemand (Herr Mintzlaff?) die Scherben des Glasdaches zusammen. Meine Mutter informierte sich auf der Straße nach der weiteren Lage. Sie kam zurück und erzählte, ein Mann leitete die Flüchtenden in Richtung Elbe oder Großen Garten. Es wurde beschloßen, in Richtung Großen Garten zugehen. Da nicht zu sehen war, ob die Brände in Richtung Blasewitz einen Durchlaß gewährten, um zu Tante Liese zu gelangen, gingen wir in die Lortzingstr. Auf der Blasewitzer Str. brannte rechtsseitig die Trinitatis-Kirche und das Gemeindehaus. Eine Frau irrte an uns vorüber mit einem Stubenwagen, dessen Vorhänge glimmten. Die Häuser der Lortzingstr. brannten zu diesen Zeitpunkt noch nicht. Ich weiß die Zeit nicht mehr, es war nach dem 1. Angriff. Wir suchten in einem Keller der Lortzingstr. Zuflucht.
14.2. 45
Der 2. Angriff erfolgte gegen 1 Uhr nachts. Danach wurden wir aufgefordert, den Keller zu verlassen, weil die Gasrohre platzten. Im Hausflur stand eine Wanne mit Wasser, darin mußten wir unsere Mäntel tauchen und wieder anziehen. Ich hatte auch eine Schutzbrille aufzusetzen, die meine Mutter nicht trug und (deshalb) dann angriffsblind war, durch die Flammen und den Ruß. Nun brannte auch die Lortzingstr. Ich lief vor Mutter her und sah auf die lodernden Flammen, Gardinenfetzen tanzten brennend zur Erde. An der Dürerstr. erschreckte mich ein Schrei meiner Mutter, ein glühender Kanonenofen stürzte aus einem oberen Stockwerk direkt vor unsere Füße. Den weiteren Weg weiß ich nicht mehr genau, wir waren dann auf der Krenkelstr., Ecke Haydnstr. Dort brannte das Eckhaus, das nächste war noch heil. Dort verblieben wir dann. Strom- und Wasserversorgung waren ausgefallen. Meine Mutter wischte uns den Ruß mit Bends Windeln aus dem Gesicht.
Am Vormittag ging Meine Mutter zur Blasewitzer Str.11, um nachzusehen, wie es dort aussieht, und um etwas Eßbares zu bringen. Unser Haus brannte nieder. Gegen Mittag fuhren 2 LKWs vor das Haus Krenkelstr. , um die Menschen des brennenden Nachbarhauses zu evakuieren. Meine Mutter bat den Mann, der diese Evakuierung anordnete, uns mitzunehmen. Wir durften auf die LKWs steigen. Oma und Tante waren auf dem 1. Wagen und fuhren davon. In diesem Moment begann der 3. Angriff der amerikanischen Bomberflotte. Alle Leute sollten absteigen, meine Mutter sprang vom Wagen. Der Fahrer des Wagens verlor wohl die Nerven und fuhr los. Ich saß mit Bend und Aktentasche, sowie einer Decke auf der offenen Ladeklappe bis Pirna. Ich kann mich noch erinnern, daß es ringsherum brannte. Am Großen Garten unter Bäumen lagen Leichen. Über uns flogen Tiefflieger.
In Pirna stand ich mit meinen Bündeln allein da. Unsere Decke war weg, ich nahm eine andere, die noch auf dem Wagen war. Wir hatten sie noch jahrelang in Besitz, sie war rot-gelb gehäkelt. Ein Mann kam und befragte mich nach Angehörigen. Ich sagte ihm, daß meine Oma und Tante schon hier sein müßten. Er machte sie ausfindig. Wir wurden in einer Schule untergebracht. Es waren viele Pirnaer Bürger auf der Streße, sie hatten seit der Nacht den feuerroten Schein über Dresden gesehen und die endlosen Bombeneinschläge gehört.
15.2. 45
Meine Mutter hatte uns auf dem Lkw davonfahren sehen. Sie schloß sich einer Hochzeitsgesellschaft aus dem Artushof an. Heute heißt dieses Restaurant "Ostrava" und ist ein tschechisches Nationalitäten-Restaurant. Mit den Leuten dieser Gesellschaft kam sie in Pirna an. Wenn ich mich recht erinnere, erzählte meine Mutter, daß die Braut nur noch einen Schuh hatte. Bei der Evakuierungsleitung erfuhr meine Mutter, wo wir waren. Sie ging von Klassenzimmer zu Klassenzimmer und in einem saß Bend ganz vorn an der Tür auf dem Töpfchen. Wir waren wieder 5.
Von meinem Vater, der bei der Polizei eingezogen wer, wußten wir nichts. Er war seit dem 5.2. in der Polizeikaserne Sachsenplatz. Er erlebte den Angriff getrennt von uns. Ein Lebenszeichen von uns erhielt er (erst) durch die Landgendermerie Pirna.
16. 2. 45
Bend hatte Geburtstag, er wurde 2 Jahre. Sein Geschenk verbrannte in Dresden. Ich glaube, mich jetzt während des Schreibens zu erinnern, daß es eine Schubkarre war. Da nicht alle Flüchtlinge in Pirna bleiben konnten, wurden wir weiter geleitet. Unser vorläufiger Verbleib war Ottendorf- Friedrichswalde. Wir wurden im Pfarrhaus untergebracht. Unsere Mutter ging mit uns zum Fleischer und kaufte uns auf Marken Wiener Würstchen, zur Geburtstagsfeier sozusagen. Der Fleischersfrau taten wir sehr leid und sie schenkte uns, jedem, eine große Scheibe Jagdwurst. Untergebracht wurden wir bei Familie Pritsche in Ottendorf, wo wir bis zum Kriegsende blieben.
Frau Pritsche erzählte mir, bei einem (späteren) Besuch meinerseits, daß sie (damals) mit meiner Mutter zu Fuß nach Dresden gegangen ist, um meinen Vater zu suchen. Zuerst waren sie bei Tante Liese auf der Niederwaldstr. Das Haus war bis auf die kaputten Fenster unversehrt. Tante Liese wußte, wo mein Vater sich befand, und schickte die beiden Frauen dorthin, zu Fuß natürlich. Die Straße, wo das war, wußte Frau Pritsche nicht mehr, nur daß mein Vater Leichen aus einer Ruine barg.
Ab Mai 45 wohnten wir bei Tante Liese. Dann half uns eine Freundin meiner Mutter, Lotti v. Brescius. Wir wohnten in einem Zimmer bei ihrem Vater, Herrn Geheimrat von Brescius, auf der Wägnerstr. Danach zogen wir auf die Eisenacher Str. in die Wohnung von Frau Watzdorf, welche in die Schweiz verzog, durch besondere Umstände.
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Bereits vor Kriegsende war meine Mutter zeitweilig bei Verwandten ihres Vaters im ostfriesischen Rheiderland zu Besuch - in einem Dorf östlich von Ditzum*. Nach der Zerstörung Dresdens verbrachte sie den Rest ihrer Kindheit am "Endje van der Welt", wie die Einheimischen den abgelegenen Winkel an der Ems-Mündung nennen. An der Waterkant erlebte meine Mutter auch Sturmfluten - für den Fall, dass der Deich bräche, harrte man die Nacht auf dem Dach aus. Den Anblick der später als "Christbäume" bekannt gewordenen Leuchtbombenkegel kannte sie bereits durch die Bombardements auf Emden*... Der dörfliche Alltag bei Tante Paula in Oldendorp (eigentl. Nendorp) war von den Folgen des Krieges geprägt. Flüchtlingsfamilien aus den (damals) deutschen Ostprovinzen teilten sich die Zimmer im kleinen Haus. Meine Mutter konnte alsbald nicht nur das ostfriesische Platt sprechen, sondern auch die Mundarten der Flüchtlinge aus Posen und Schlesien immitieren. |
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meine Oma, Tante Paula, mein Opa, die kleine Elke auf d. Rad
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Bend und Elke ca. 1956
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Nach ihrer Heimkehr in Dresden wohnte meine Mutter mit ihren Eltern und ihrem (nun nicht mehr so kleinen) Bruder Bend in der Eisenacher Straße 19, direkt neben der Kreuzschule, wo auch ich nach meiner Geburt 1959 wohnte. Weil im Sommer immer alle Fenster offen standen, konnte ich den Kreuzchor (damals noch unter der Leitung des berühmten Rudolf Mauersberger) bei seinen täglichen Übungen und Proben hören. Am Rhododendron-Park hielt samstags ein Pferdewagen, der brachte Eisquader, mittels derer damals die Speisekammern gekühlt wurden.
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Ab 1957 absolvierte meine Mutter eine landwirtschaftliche Ausbildung im brandenburgischen Dörfchen Großbeuthen. Dort lernte sie den Mann kennen, der mein Erzeuger, aber nie mein Vater wurde. Er hatte schon Familie und Kinder: zwei Töchter und einen Sohn. 1999, ein Weilchen nach seinem Tod, lud mich eine meiner älteren Halbgeschwister zu einem Treffen bei sich auf dem Lande ein. Am Tor des Hofes grüßte mich ein großer Schäferhund. Nach kurzer Schnupperprobe hatte der Vierbeiner nichts gegen mich einzuwenden und ließ mich herein. "Tierlieb wie der Vater!", waren die ersten Worte einer meiner Geschwister. Meine Mutter hatte bei der Kontaktaufnahme durch meine Geschwister wohl erwähnt, dass ich mir zu jener Zeit meinen Lebensunterhalt mit Gitarre und Gesang in Berlin verdiente. Daher hatte ich, sozusagen, für die Kultureinlage zu sorgen, bekam entsprechend Applaus - und die Erfahrung, dass ich in einer anderen musikalischen Heimat zuhause war.. Zu einer weiteren Begegnung kam es nicht.
Meine Mutter als Krippenschwester - mit mir (ca. 1961)
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Entgegen den Klischees über das vorbildliche System an Kinderkrippen und Kindergärten war in der Diktatur des Proletariats nicht alles so rosig, wie es (vermeintlich) Besserwissende mir noch Jahrzehnte später zu erklären versuchten. Die Bedingung, die meiner Mutter gestellt wurde, um mich in einer Kinderkrippe unterbringen zu können, lautete, ihren Arbeitsplatz ebenfalls dort einzunehmen. So folgte ihre Umschulung zur Kinderkrippenerzieherin (offiz. Berufsbezeichnung). Diesem umständlichen Umstand verdankte der kleine Alexander nun allerdings das garantiert unverdiente Privileg, auch werktags öfters mal von der eigenen Mutti in den Arm genommen werden zu können. Von derartigen Sonderrechten konnten Kleinkinder im Arbeiter- und Bauernstaat sonst nur träumen. Die 5-Tage-Woche wurde erst ab 1966 eingeführt - zunächst auch nur alle zwei Wochen. Erst ab Mitte 1967 gab es den arbeitsfreien Samstag - aber auch den nur für den Teil der Bevölkerung, der nicht zur Schule musste... Für Lehrer und Schüler galt die Präsenzpflicht - für mich ab September 1966 bis 1976.
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Ungarn und das Ende der '60er
Trotz seiner Gebundenheit im sowjetischen Ostblock hatte Ungarn es geschafft, für seine Bürger etwas Liberalität zu bewahren und sogar Reisefreiheiten zu ermöglichen. In einem der damaligen "Feindsender" schnappte ich die Formulierung auf, Ungarn sei "die lustigste Baracke im Sozialismus"... Das dürfte vor allem für Touristen mit D-Mark, Schilling und anderen Währungen, die Devisen ins Land und zu seinen Leuten brachten, gegolten haben. Bei den Urlaubsreisen ins sonnige Ungarn, zu denen meine Mutter mich erstmals im Sommer 1967 mitnahm, staunte ich erstmals über coole Typen mit Gitarren, die mit sehr langen Haaren und Stirnband umherliefen - die Bezeichnung Hippies kannte ich mit meinen 8 Lenzen noch lange nicht. Im Dresdner Tal der Ahnungslosen war von den hippen Baracken des Westens erst recht nichts zu erfahren.
Budapest. Muttis ungarischer Bekannter war Testfahrer bei Ikarus - und so nahm er uns bei seinen "Proba"-Fahrten durch die Puszta mit. Als Onkel Zoltans Sohn auf dem Klavier eine uns unbekannte Ballade spielte, fragte meine Mutter nach dem Titel. "Michelle" - von den Beatles... Beatles? War das nicht "dieses Yeah-Yeah-Yeah oder wie das heißt", wie der greise Walter Ulbricht damals gewettert hatte: "Muss man denn alles nachmachen, was aus dem Westen kommt!" Onkel Zoltan vermittelte uns auch das Urlaubsquartier in Balatonboglar, an der flachen Südseite des Plattensees. Dort, in der Hétház utca, bei Tota neni und Tota baci, einem sehr alten Paar, das noch mit dem "k.u.k."-Akzent der Doppelmonarchie Österreich-Ungarn sprach, gab es zum Frühstück Weißbrot und die herzhafte ungarische Eselssalami. Am Strand gab es mittags Langosch - und abends in der Taverne für mich: Coca Cola. Nebenher lernte ich die Melodien der Zigeunerkapelle lieben, die der Prímás meiner Mutter Abend für Abend ins Ohr fiedelte. Einige Sätze auf Ungarisch hatten wir auch bald drauf.
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Die "Proba"-Testfahrten von Onkel Zoltan brachten uns ins östliche Umland der ungarischen Hauptstadt, die ich 2024 auch bei meiner (durch Pannen verkürzten) Radreise streifte. 1979, nach Abschluss meiner Baumaschinisten-Lehre, wechselte ich zu den Dresdner Verkehrsbetrieben - und fuhr dort einige Jahre genau solche Busse im Linienbetireb. Da waren die Ikarusse von 1968 technisch längst überholt.
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Bei der Bahnfahrt entlang des Balaton beeindruckte mich als 9-jährigen Buben insbesondere das Gedrängel
auf den Bahnsteigen und in den Zügen. Meine Karikatur war damals vom Fleischwolf aus Omas Küche inspiriert.
Sibirien und das Ende der '80er
Zwei Jahre nach Beginn der Glasnost- und Perestroika-Reformen unter Gorbatschow begleitete ich meine Mutter auf eine Reise nach Sibirien. Eine Freundin meiner Mutter vermittelte ihr den Kontakt zu einer Familie aus Nowosibirsk, die uns mittels privater Einladung die Visa für die Reise ins sowjetische Russland ermöglichte. Mitten im Winter, am Abend des 3. Januar 1987 ging es mit der Deutschen Reichsbahn* von Dresden nach Berlin, gegen Mitternacht vom Berliner Ostbahnhof nach Moskau, wo wir am 5. Januar morgens um um 7 Uhr ankamen. Erst nach der Aufgabe ihrer letzten Wohnung, im Januar 2025, entdeckte ich das Reisetagebuch meiner Mutter, in dem sie Aufenthaltsorte und Ankuftszeiten genau notierte... Heute staune ich, wie ich seit Beginn meiner Radreisen (2014) ähnlich penibel Notizen über meine Tagesetappen führte... Diese Notizen helfen mir, mich an längst vergessene Episoden meiner Reisen zu erinnern. Das heuztage allgegenwärtige Aufnehmen fotograufischer Schnappschüsse war bei den durchgehend frostigen Temperaturen und der damaligen technischen Ausrüstung keine Option.
Ein Taxi brachte uns vom Belarusischen Bahnhof, wo die Züge aus dem Westen Europas enden, zum Jaroslawer Bahnhof, von dem die Züge der Transsibibrischen Eisenbahn in den fernen Osten, bis nach Wladiwostok am Pazifik, abfahren. Von Moskau bis Nowosibirsk brauchte die "Transib" damals genau zwei Tage: 48 Stunden. Schnell kommt man im engen Abteil mit den einheimischen Passagieren ins Gespräch - mit wenigen russischen, ein paar englischen Vokabeln und Gestik per Händen wird man auch bald zum Essen eingeladen. Und zum Trinken! Die pünktliche Abfahrt ist für ans tägliche Chaos gewöhnte Russen allemal ein Grund zum Feiern. Doch zum Öffnen von ein paar Pullis Wodka ist der nichtigste Anlass gut genug. Und offensichtlich war Schnapps trotz Gobatschows prohibitionistischer Politik immer irgendwo zu bekommen.
Wir hatten uns an die besondere russische Gastfreundschaft zu gewöhnen - vom ersten Schluck Wodka an. In der viel zitierten russischen Seele hat sich die Bescheidenheit eines leidgeprüften Volkes verewigt, das die Sorgen des Alltags mit Wodka wegzuspülen suchte, so gut es eben ging. Während sich heute, Jahrzehnte nach unserer Reise und dem Zusammenbruch des Sowjetreiches, russische Oligarchentöchter zur mondänen Stammkundschaft der Schmuckläden in Moskau, Baden-Baden oder Karlovy Vari gehören und sich auch in den östlichsten Städten Russlands das Leben etwas verwestlicht haben mag, kann das weder dem trockenen Humor noch der traditionellen russichen Gastfreundschaft etwas anhaben - schon gar nicht den unzähligen, zeitlosen und für jeden Anlass passenden Trinksprüchen: За знакомство! (Auf unsere Bekanntschaft!)-
Давайте выпьем за то, чтобы мы испытали столько горя, сколько капель останется в наших бокалах! (Trinken wir darauf, dass wir so viel Kummer erfahren wie Tropfen, die gleich in unseren Gläsern übrig bleiben!)
Am Rande der riesigen Hauptstadtmetropole, direkt vor den Betonburgen der modernen Vorstädte, qualmte aus alten Holzhäusern der Rauch. Tief verschneite Landschaften zogen vorüber, endlose Birkenwälder. Jeder einzelne Wagon des Zuges wurde mit einer Art Kanonenofen warm gehalten - auf dem Öfchen stand der Samowar, mit dem permanent für heißes Teewasser gesorgt war. Den Tee servierte die Wagenbetreuerin mit der üblicherweise verkürzten Frage: "Чай будешь?" - Tee werden Sie (noch trinken)? Nachts schob sie mir ein Kissen zwischen meinen Kopf und die Fensterscheiben, notierte meine Mutter in ihrem Reisetagebuch - damit mein damals längeres Haar nicht an den frostigen Scheiben festfror. Der Peron, wo man als Raucher schnell drei Züge paffte, war weiß wie das Innere eines Kühlschrank-Eisfachs. An den Beton-Neubauten der Großstädte hingen die Frostfächer wie große Blumenkästen an den Außenwänden.
Das Reisetagebuch meiner Mutter erinnert mich auch ans tägliche Pelmeni-Kneten bei unseren Gastgebern Ära und Kolja und Tochter Sweta, ebenso bei den Nachbarn, die oft eingeladen wurden oder uns einluden. Einmal notiert meine Mutter 430 selbst gerollte Pelmeni. Muttis Eindrücke zu den von uns besuchten Theateraufführungen (eine mit dem Titel "Ehe - amerikanisch") lassen das teils bizarre Kulturprogramm erahnen, das unsere Gastgeber für uns organisiert hatten. Die selten erfolgreichen Einkäufen im "ZUM" (Zentralnaja Universal Magazin) von Nowosibirsk kommen mir auch wieder in Erinnerung. Bei meist um die -20 Grad, aber auch kälteren Temperaturen, taugen mitteleuropäische Mützen und Stiefel nur bedingt. Umgehend gewöhnten wir uns an russische Schapkas und Filzstiefel, wie sie schon zu Zeiten getragen wurden, als französische, preußische und deutsche Armeen - nicht nur, aber insbesondere auch - an den eisigen Wintern Russlands scheiterten.
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Meine Mutter erwähnte in ihren Reisenotizen, dass ich sie bei einem Ausflug am Arm führen musste, weil ihr der Atem auf den Brillengläsern gefroren war. Mit -28° wurde der 14. Januar (1987) der frostigste Tag unserer Reise. Am Vorabend stand nach dem Julianischem Kalender das Neujahrsfest an, das auch in Russland längst nach dem Gregorianischen Kalender, also am 1. Januar, gefeiert wurde. Der Julianische Kalender wich im Laufe der Jahrunderte bereits um fast zwei Wochen vom Gregorianischen ab. Aber warum nur einmal feiern, solange der alte Kalender noch nicht vergessen ist...
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Ditzumer Kirche im Herbst. Zu Muttis 50. Geburtstag, ein Jahr vor dem Fall der Mauer, versuchte ich mich erstmals mit Ölfarben - Öl auf Styropor... Was Besseres gab es gerade nicht, selbst die nötigsten Ölfarben bekam ich nur dank eines befreundeten Malers, der damals im "Malkasten" der Kunsthochschule als Verkäufer aushalf. Als Vorlage diente eine Schwarz-Weiß-Postkarte - mit kahlen Bäumen, gewiss im Winter fotografiert. Den eher blass-goldenen Herbst phantasierte ich dazu. |
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So stellte ich mir 1988 den Friedhof von Ditzum vor. |
Eine wachsende Anzahl von nach Westen ausgerichteten Antennen ermöglichte Ende der '80er auch im Tal der Ahnungslosen den Blick über den medialen Tellerrand der beiden TV-Sender des DDR-Rundfunks, dem sämtliche Rebelionen und Reformen supekt ware, selbst die beim bis zu Gorbatschows Zeiten glorifizierten sowjetischen Brudervolk. Wer nicht ganz hinter den sieben Bergen bei den sieben Zwergen lebte, konnte den Zusammenbruch des SED-Regimes bereits im Frühsommer erahnen, die Massaker in der chinesischen Hauptstadt Peking wurden sichtbar - und die Grenzöffnung im ungarischen Sporon* löste eine Fluchtwelle aus, die kaum noch zu stoppen war. Infolge der Schlussakte von Helsinki* wurden für Ostdeutsche ab Mitte der `80er Jahre Anträge auf ständige Ausreisen immer häufiger gestellt und temporär zu familiären Anlässen sogenannte Reiseerleichturgen genehmigt.
Um zum 70. Geburtstag ihrer Halbschwester Ursula nach Braunschweig fahren zu können, beantragte meine Mutter im Frühjahr 1989 einen Reisepass. Ich wäre gern mitgefahren, aber der Dresdner Beamte im zuständigen Blasewitzer Ortsamt warf mir einen herablassenden Blick zu und lehnte bereits meine Antragstellung ab. Mein Verwandtschaftsgrad war zweit- oder drittrangig und damit nicht ausreichend. Mit meinen damals gerade 29 Lenzen war ich zudem supekt zu jung, um mir eine derartige Gelegenheit zur Ausreise zu bieten... Dass ich nach einem Verwandtschaftsbesuch im Westen ohnehnin nicht in die Gefangenschaft des SED-Regimes heimgekehrt wäre, stand mir damals gewiss auch ins Gesicht geschrieben.
Meine Mutter erhielt den zur einmaligen Reise befristeten Reisepass und konnte somit am 1. Juni '89 erstmals seit dem Mauerbau in den Westen reisen. Bei einem Tagesausflug nach Ditzum traf sie auch ihre Schulfreundinnen wieder. Entgegen des allgemeinen Reisetrends im Sommer 1989, also nach Ungarn oder zu den Botschaften der Bundesrepublik in den Hauptstädten des Ostblocks, blieb für mich selbst die Option, eine weitere Reise nach Russland zu unternehmen, diesmal gemeinsam mit einem Musikfreund.
Der Mauerfall
Im Spätsommer '89 erodierte die Honnecker-Regierung insbesondere an den Flüchtlingsströmen der Ostdeutschen, nach dem "40. Jahrestag der DDR" auch an den halbherzigen und zu späten Reformen der sogenannte "Wende" von Nachfolger Krenz. Gorbatschows vorsichtige Kritik an der SED-Regierung wurde (in prägnanter Form) zu einem geflügelten Wort: "Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben". Dann kam alles, wie es kommen musste... Der Tag des Mauerfalls läutete das Ende der SED-Diktatur ein - der Weg nach Westen war frei.
Nach ihrer Westreise im Juni konnte meine Mutter mit meiner Reiselust nicht mehr mithalten. Ich war jugendliche 30 Jahre jung und nichts konnte mich aufhalten. Das bei meinem Berlin-Besuch kassierte "Begrüßungsgeld" von 100 D-Mark reichte für Kleinigkeiten, aber nie und nimmer für eine Reise nach Paris. Ich konnte nicht warten, ich musste trotzdem los. Im Dresdner Hauptbahnhof beabsichtigte ich Fahrkarten nach Paris - und zurück - zu erwerben. Die Verkäuferin war ratlos, wahrscheinlich hatte sie (ohne Vorlage diverser Sondergenehmigungen) selbst Wochen nach dem Mauerfall noch nie Fahrkarten verkauft, die über das innerdeutsche Streckennetz hinausreichten. Ossis besuchten ihre Verwandten in Westdeutschland, an weitergehende Reisen war mit dem finanziellen Minimalbudget nicht zu denken. Nach einigem Studieren ihrer Fahrpläne hatte ich dann die vergleichsweise billigen (und für Ostmark erworbenen) Fahrkarten in der Hand.
Ostfriesland
Zu den Orten ihrer Kindheit reiste ich mit meiner Mutter erst nach der Währungsunion - im Sommer 1990. Wir fuhren alles mit Bahn und Bussen, ein Auto hatte ich nicht. Ich erinnere mich an den Besuch einer Kirche, aber es war nicht die Kirche von Ditzum. Die Kantorin führte uns etwas durch die Kirche und bot mir umgehend an, Orgel spielen zu dürfen. Ich erklärte ihr, dass ich dafür ungeeignet sei, weil ich noch nie an einer Orgel saß und selbst am Klavier nur drei Akkorde klimpern könnte. Sie können das! erwiderte sie. Also griff ich in die Tasten und improvisierte einen Blues. Na, ich habe doch gesagt, dass Sie das können, kommentierte sie...
Dat Endje van der Welt. Zu Zeiten von Mauer und Stacheldraht lag Muttis zeitweilige Heimat bei Ditzum in Ostfriesland noch in unerreichbarer Ferne. Nur Postkarten dienten meiner Mutter zur Erinnerung an die Jahre der Kindheit. Ihr Schwärmen übers idyllische Landleben inspirierte mich als Kind zu einer Winterlandschaft. Die gibt es an der Waterkant des Dollart gewiss noch seltener als im Dresdner Elbtal. Mit Farben konnte ich Schnee und Schneemann und die ans Haus gelehnten Ski dazu phantasieren.
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So stellte ich mir 1970 den Dorfkern von Ditzum vor.
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Nach unserer gemeinsamen Ditzum-Reise von 1990 lag Ostfriesland 26 Jahre später nochmals auf meinem Weg, auf der Heimreise meiner Island-Radreise. Im ersten Sommer nach dem Mauerfall reiste ich zu einem weiteren Sehnsuchtsziel meiner Jugend, zu den Orten des antiken Griechenland - über Istanbul nach Troja an der kleinasiatischen Küste der heutigen Türkei und über die ägäischen Inseln
Ikaria, Naxos, San Torini nach Athen. Den Rest des Jahres sparte ich eisern, um ein Jahr später, im Sommer 1991, durch und rings um die USA zu trampen. Im Rahmen meines Ethnologie-Studiums unternahm ich im Winter 1994 eine Reise zu den Ureinwohnern Mittelindiens - eine Exkursion nach Orissa. Meine Mutter unternahm indessen weitere Besuche bei ihren Verwandten und Schuldfreundinnen sowie vereinzelte Busreisen - unter anderem nach Österreich und an die französische Atlantikküste.
Irland
Da ich ab 1991 an der FU Berlin Ethnologie studierte, wohnte ich in Berlin (Prenzlauer Berg) und besuchte meine Mutter in Dresden nur noch zu Feiertagen. Als sie eines Tages davon sprach, mit einer Bekannten zu deren Tochter, die damals damals in Irland lebte, zu reisen, schloss ich mich dem Reiseplan an und erweiterte ihn um eine Ausflug nach London - zumal wir ohnehin in London Heathrow umzusteigen hatten. So verbrachten wir Ostern 1994 auf der grünen Insel. Entgegen dem meist nassen Wetter im westlichen Irland erlebten wir zwei ziemlich sonnige Wochen. Das Haus unserer Gastgeber lag idyllisch am Ufer des Lough Derg, bei Scariff, County Clare. Wir unternahmen Fahrten nach Galway und Roundstone, Connemara, wo ich mir beim bekanntesten Hersteller der irischen Rahmentrommeln das Original kaufte, mit dem ich Tage später in Pepper's Bar in Feakle jammte.
Privatquartier am Lough Derg, bei Scarriff
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Cois na hAbhna Bar in Mountshannon
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Ich jammte mit meiner Washburn
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Unsere irischen Gastgeber nahmen uns mit zu den Sessions in den Pubs der Umgebung - so in die Cois na hAbhna Bar in Mountshannon oder in Pepper's Bar in Feakle, wo sich jeden Mittwochabend die legendäre Tulla Ceili Band traf, um am Stammtisch ihre rein traditionelle Musik zu spielen. An jenem Abend war auch der Geiger Martin Hayes dabei. Der Bodhranist Tony Rose brachte mir in den nächsten Tagen das Trommeln der irischen Frame Drum bei - eine Woche später jammte ich bei der Tulla Ceili Band - ganz zurückhaltend! |
Meine Mutter posierte fürs Foto
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Zu den besonders erinnerungswürdigen Eindrücken gehörten die Sessions in Pepper's Bar, wo sich der Geiger Martin Hayes, sein Vater und die anderen alten Männer der legendären Tulla Ceili Band trafen. Sobald der erste Geigenton durch den Raum drang, verstummten die Gespräche der Gäste und kein Zapfhahn zischte mehr. Am Ende jedes der rein traditionellen Musikstücke wagte niemand den Ausklang durch Applaus zu stören, lediglich ein geflüstertes "How lovely!" und derartige leise Kommentare bestätigende Reaktionen folgten. Zu vorgerückter Stunde flacktere das Scheinwerferlicht eines Streifenwagens der lokalen Polizei ins Fenster - offenbar ein verabredetes Zeichen, das den Wirt uns deine Gästean die mitternächtliche Sperrstunde erinnern sollte. Musik und Gäste verstummten, bis die "Kontrolle" vorbei war - und weiter gings die Session. Eine Woche danach fragte meine Mutter, ob sie wieder mitkommen dürfe. Natürlich, antwortete ich: Aber wenn die Session bis nachts um 3 geht, müssen wir bleiben, bis uns jemand zurückfährt... - Ja, natürlich.
Als ich 20 Jahre später nochmals in Peppers Bar war, gab es die Band aus Tulla schon lange nicht mehr, aber die Begeisterung des nunmehr nicht mehr einheimischen, sondern touristischen Pulikums hatte sich quasi amerikanisiert - das Zeitalter von Internet, YouTube und globalisierter Eventgastronomie mit seinen Yoohoo-Zurufen hat die Ära jenes Irland beendet, das noch ganz auf seinen Jahrhunderte alten musikalischen und sozialen Wurzeln beruhte. Dennoch reise ich in diesem Sommer mal wieder hinüber...
Schweden
Zum Abschluss meines Studiums in Berlin, im Frühjahr 1996, erhielt ich ein Stipendium für ein ethnologisches Sommersemester in Kopenhagen. Das Geld reichte allerdings nur für die Unterkunft. Daher nahm ich meine Gitarre mit, um mir in den Kneipen abends etwas dazu zu verdienen. Zwar bekam ich sofort ein Engagement, aber schon in der ersten Nacht wurde mir mein gesamtes Equipment samt Gitarre gestohlen. Die Hoffnung, meine Sachen vielleicht im Hippie-Viertel Christiania aufzuspüren, starb nach zwei Wochen. Ich gab sowohl das weitere Suchen als auch das weitere Studieren auf, fuhr heimwärts und nahm meine Mutter spontan auf eine Reise mit. |
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Mit der Fähre nach Schweden
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Unsere letzte gemeinsame Reise brachte uns bis Stockholm, wo wir auf einem alten Segelschiff übernachten konnten. Nach akademisch und musikalisch bewegten Jahren in Berlin zog es mich Ende 2000 zurück in meine erste Heimat, nach Dresden, wo ich mir eine neue Existenz aufbauen musste.
Umzug nach Kleinzschachwitz
Im Mietshaus auf der Augsburger Straße 68 wurden im Sommer 2019 einige Renovierungsarbeiten nötig, zuerst im Waschmaschinenraum im Keller, unmittelbar darauf im Abwassersystem zwischen den Etagen. Leider erachtete es die Vermieterin, Frau Dr. Freymann, damals für notwendig, die durch veraltete Abwasserrohre entstandenen Schäden meiner Mutter in die Schuhe zu schieben, indem sie Nachbarn und ihre Hausverwaltung dahingehend instruierte, das heißt belog und auf diese Weise gegen meiner Mutter aufbrachte. Der hinzugezogene Handwerker bestätigte mittels moderner Messgeräte die Tatsache, dass als Ursache der Wasserschäden keinerlei übergelaufenes Wasser aus der Wohnung meiner Mutter in Betracht kam, sondern vielmehr das marode Abwasserrohr zwischen den Etagen. Das hatte zur Folge, dass der gesamte Zwischenboden zum Erdgeschoss erneuert werden musste. Für die Zeit der Trockungs- und Reparaturarbeiten musste meiner Mutter entsprechend eine Unkunft in einer Pension zur Verfügung gestellt werden.
Um für meine Mutter ein altersgemäßes Quartier zu finden, kümmerte ich mich persönlich um eine geeignete Pension in der Nähe meiner Wohnung. Letzteres erschien der Vermieterin zu teuer, weshalb sie sich zunächst nach billigen Alternativen an einer stark befahrenen Hauptstraße umsah, bei denen meine gehbehinderte Mutte hätte bis in die vierte Etage steigen müssen - was ich entsprechend ablehnte. Letzendlich befahl sie per SMS, dass meine Mutter quasi von einem Tag zum anderen die Wohnung zu räumen habe, um die erforderlichen Bauarbeiten zu ermöglichen. Der gesundheitliche Zustand meiner damals 81jährigen Mutter hatte unter den beispiellosen Schikanen bereits erheblich gelitten und auch meine Kooperationsbereitschaft fand ein Ende, indem ich auf die Unverschämtheiten dieser Vermieterin nicht mehr reagierte.
Als sich daraufhin die Tochter der Vermieterin um Vermittlung bemühte, reagierte ich wieder. Da sich Trocknungszeit auf unbestimmte Zeite verlängernde und die von mkir besorgte Pension den Aufenhtalt nimeioner Mutter nicht enstprechgend verlängern konnte, erwog ich den Umzig in eine neue Wohnung. Trotz meines Entgegenkommens bei der Organisation eines Handwerkers, der die Erledigung der nötigen Grundsanierung übernehmen konnte, stellte nun Frau Freymanns zunächst moderat auftretende Tochter einen extrem überzogenen Anteil in Rechnung, den ich ablehnte. Ich habe auch diese Unverschämtheit detailiert dokumentiert und behalte mir vor, sie in aller Ausführlichkeit zu publizieren, sollte dies erforderlich werden.
In der Konsequenz bemühte ich mich Anfang Februar 2020 sehr schnell um eine neue Wohnung und ermöglichte meiner Mutter somit am 1. März (zu Beginn des ersten Corona-Lockdowns) den Umzug nach Kleinzschachwitz. Meine Mutter erholte sich in der neuen Wohnung, insbesondere dank meines Hausarztes, Dr. Karsten Voigtmann, der ihr besser geeignete Medikamente für ihre Diabetis verschrieb und ihr somit doch noch ein halbwegs selbständiges Leben in den eigenen vier Wänden ermöglichen konnte, was ich meinerseits durch tägliche Besuche und Besorgungen begleitete.
Umzug nach Zschachwitz
Am frühen Morgen des 23. November 2024 kam es in der Wohnung meiner Mutter zu einem folgenschweren Sturz, dem 10 Tage Krankenhaus und anschließend ein Monat vollstationäre Kurzzeitpflege folgten, bei der sich bis zum Ende des Jahres keine Aussicht auf Besserung ihres gesundheitlichen Zustandes erkennen ließ.
Dank eines frei gewordenen Platzes im Zschachwitzer AWO-Pflegeheim konnte meine Mutter anschließend in die stationäre Vollzeitpflege übernommen werden. Am Tag nach ihrem Umzug in die entsprechende Station machte sie, zur Überraschung aller Anwesenden, plötzlich ihre ersten Schritte am Rollator. Das erleichtert ihr den Alltag in ihrem neuen Zuhause etwas.
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Als ich meiner Mutter unlängst beim Vorlesen ihres aus Kindheit und Jugendjahren stammenden Poesiealbums die Frage stellte, ob sie beim Hören der einzelnen Namen noch ein konkretes Gesicht vor ihrem inneren Auge sähe, bestätigte sie das und kam mit weiteren Episoden ins Detail. Dabei wird die Gegenwart zur Nebensache: Es ist ja auch egal, was es hier und heute zum Mittagessen gab, während man ganz genau weiß, was es bei einem Bombenalarm 1945 gab: Spinat mit Spiegelei... Wohl vor allem deshalb nie vergessen kann, weil man alles stehen und liegen lasse musste, um noch rechtzeitig in den Keller fliehen zu können.
Seit Anfang des Jahres 2025 wohnt meine Mutter in einem Zimmer mit einer ruhigen gleichaltrigen Dame. Die Bewohner dieser Etage des Pflegeheimes schweigen sich meistens gegenseitig an - das dürfte der altersbedingten Schwerhörigkeit geschuldet sein. Manche Mitbewohner habe ich noch nie ein Wort sprechen gehört. Aber einige können noch spazieren gehen, reden, lesen, fernsehen. Mit Franz, spiele ich manchmal eine Party Dame. Eigentlich hatte ich das Spiel besorgt, um es mit meiner Mutter spielen zu können - sie meinte, sie könne das noch. Doch es ist zu lange her, um sich an die Spielregeln zu erinnern.
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Am Fahrstuhl, im Erdgeschoss des Wohnheimes, lese ich gern die Kalenderblatt-Weisheiten. Mal sind sie tiefsinnig, meistens heiter, mitunter sarkastisch. Der Spruch vom 14. Mai, demzufolge Lächeln eine sympathische Falte sei, die andere ausbügele, hat es mir besonders angetan. Wer beruflich oder sonst mit Leuten jedes Alters zu tun hat, weiß um die ansteckende Wirkung des Lächelns. Seit ich im Altersheim ein- und ausgehe, weiß ich aber auch um die begrenzte Wirkung des Lächelns. Die Enttäuschung und Verbitterung, die sich in manchem langen Leben angesammelt hat, sitzt bei einigen alten Menschen so tief, dass selbst der freundlichste Gruß nur wenig bewirkt. Ich versuche es dennoch immer wieder.
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Meine Mutter hat sich eingelebt, so gut es eben geht. Mit dem Physiotherapeuten spaziert sie zweimal die Woche die Gänge der Station entlang - ans "Endje van der Welt", wie sie die Veranda am anderen Ende des Ganges inzwischen nennt. Der junge Mann hört ihr geduldig zu, wenn sie ihre Geschichten aus dem ostfriesischen Rheiderland erzählt. Die Pflegerinnen und Pfleger haben ein gutes Wort oder einen Scherz parat. Manchmal ist eine Umarmung dabei. Doch Muttis bester Freund ist ihr Teddy namens Phillip. Nein, ihr "zweitbester", insistiert sie, denn ihr bester Freund sei doch ich. Phillip habe zwar kein Abitur, dafür widerspreche er nie.
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Wenn ich mich verabschiede, sagt meine Mutter oft "Danke für alles!" oder sie zitiert den Refrain eines 60er-Jahre-Schlagers von Freddy Quinn: Junge, komm' bald wieder! - Also singe ich beim Abschied meist mit sonorer Stimme: Ja, ich komm' bald wieder, bald wieder nachhaus.
alles-uke.de
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